Das freie Training am Donnerstag begann routinemäßig und viel versprechend. Nach der Mittagspause tauchten plötzlich technische Probleme auf. Leistungsverlust. Aussetzer. Erinnerungen ans Vorjahr wurden wach. Besorgte Gesichter. Am Abend war die Crew aber zuversichtlich das Problem erkannt und gebannt zu haben, eine fehlerhafte Tankentlüftung. Definitive Bestätigung war jedoch erst am nächsten Tag möglich.
Am Freitag dann Erleichterung im kurzen freien Training. Keine Aussetzer, gute Leistungsentfaltung, alles bereit für die Qualifikation. Die schnellste Qualy-Runde im Team erreichte David. Wie im Vorjahr sollte dem schnellsten Fahrer auch die Ehre des Startfahrers zuteil werden. Eine zusätzliche psychische Belastung, aber auch ein unvergessliches Erlebnis. Zur Erinnerung: bei Langstrecken-Motorradrennen wird nach wie vor der LeMans-Start praktiziert - vor gut besetzter Haupttribüne ein ganz besonderer Adrenalinrausch.
Samstag, 15:00 Uhr. David absolvierte einen soliden Start und begann zügig Positionen gut zu machen. Nach 27 Runden übergab er die Maschine auf Gesamtplatz 12 (Position 1 in der Klasse Open-Superbike!) an Tom. Der kam jedoch nach wenigen Runden zurück an die Box. Die Motorwarnleuchte signalisierte ein Problem. Der Luftmengensensor war defekt und wurde getauscht. Auf Gesamtrang 40 ging es zurück ins Rennen.
In den folgenden Stunden arbeiteten wir uns mit konstant guten Rundenzeiten und sehr guten Boxenstopps zurück auf Gesamtrang 14, Platz 2 in der Open-Superbike. Kurz nach Mitternacht dann plötzlich Hektik an der Boxenmauer und in der Box. „Carsten fehlt!". Kurz darauf Bestätigung von offizieller Seite. Geschockte Gesichter und Besorgnis im Team. David wurde zur Sturzstelle gebracht und schob die Maschine zurück in die Box. Zwischenzeitlich Neuigkeiten zu Carsten aus dem Medical Center „Rippenbrüche, aber bei Bewusstsein und soweit OK". Erleichterung und gleichzeitig die Entscheidung von Jens, David und Tom: wir machen zu dritt weiter.
Die Crew leistete fantastische Arbeit und beseitigte die Sturzschäden (u.a. abgerissene Fußraste und Schaltgestänge) inkl. komplettem Check in weniger als 20 Minuten. In den folgenden zehn Stunden kämpften wir nun zu dritt weiter und machten langsam wieder Plätze gut. Auch als uns in den Morgenstunden wieder technische Probleme plagten, unterhalb 9000 Umdrehungen wollte die Kiste nicht drehen, spuckte und sprotzelte, war fast unfahrbar. Irgendwann wurde die Einspritzung gewechselt, doch es sollte nicht mehr lange gut gehen. Kurz nach 11:00 Uhr, vier Stunden vor Rennende, blieb David nach exakt 530 Runden mit verglühtem Motor liegen. Er schob die Maschine nochmals zurück in Box, doch die Diagnose war niederschmetternd. Aus, Ende, das wars. Frustration und Enttäuschung machten sich breit, es flossen Tränen. Auch der Applaus der Boxennachbarn konnte den Schmerz nicht lindern.
Der Rennsport zeigte uns bei diesem Rennen zweimal sein grimmiges Gesicht. Doch wir konnten auch unser Potential zeigen. Auch wenn wir nicht ins Ziel gekommen sind können wir alle stolz auf die geleistete Arbeit sein. Als Team hat uns diese Erfahrung vielleicht noch enger zusammengeschweißt und wir werden sicher unseren Enkelkindern noch davon erzählen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Teammitglieder, Helfern und Unterstützern bedanken!
Bei unserem Teamchef Peter. Bei den Mechanikern David, Harry, Stefan und Tommy. Bei unseren „Reifenmokeln" Pauli, Todde und Thomas. Bei den Tankern Christian, Daniel und Marco. Bei unseren Zeitnahme-Jungs Björn, Martin, Ralf, René und Stephan. Bei unseren Mädels Constance, Fränze und Janine die sich um Catering und die Fahrerausrüstung gekümmert haben. Bei unserem Physiotherapeuten Christian. Bei unseren Grid-Girls Lauren und Patricia. Bei unseren Freunden aus Barcelona: Carola, Erich, Felix, Laura, Pili, ...
Ganz besonderer Dank auch an Hubert für die Hilfe in der organisatorischen Vorbereitungsphase sowie beim Rennen, an Ritschi für die technische Vorbereitung, an David für die wieder fantastischen Fotos.
Danke! Ihr wart ein großartiges Team!
Danke auch an unsere Partner, Ausrüster und Supporter, die an uns geglaubt haben und durch Ihre materielle und finanzielle Unterstützung geholfen haben diesen Wahnsinn zu ermöglichen.
Danke an alle, die uns per Livetiming, Blog und facebook verfolgt haben, mit uns gefiebert, gebangt, gefreut und geweint haben, und uns mit Nachrichten und Kommentaren unterstützt haben!